Mit „Alter Liebe“ in die Zukunft

Mit „Alter Liebe“ in die Zukunft

Lore (Ursula Berlinghof) und Harry (Achim Hall) reflektierten im Stück "Alte Liebe" ihre 40-jährige Ehe

Pfalzgrafenweiler
Gerhard Keck, Schwarzwälder Bote

Mit der Aufführung des Zweipersonenstückes „Alte Liebe“ durch die Württembergische Landesbühne Esslingen hat der Verein Kultur vor Ort Pfalzgrafenweiler ein neues Kapitel in der Veranstaltungsgeschichte der alt-ehrwürdigen Festhalle aufgeschlagen. Niemand konnte sich daran erinnern, wann zuletzt eine professionelle Schauspielgruppe mit allem personellen und technischen Aufwand hier aufgetreten war.

Unter den Gästen der Veranstaltung waren dadurch - durchaus gewollt - zahlreiche neue Gesichter zu entdecken. Überrascht wurde das Kulturteam von einer großen Nachfrage von Restkarten an der Abendkasse und so war die Festhalle wieder einmal bis auf den letzten Platz gefüllt. Das übliche kulinarische Angebot wurde um Erdbeerbowle und griechischen Bauernsalat erweitert.

Vorlage des Theaterstückes „Alte Liebe“ ist der gleichnamige, durchaus lesenswerte Dialogroman von Elke Heidenreich und Bernd Schröder, die von 1972 bis 1995 miteinander verheiratet waren und immer noch gelegentlich auf einem stillgelegten Rheinschiff bei Köln mit dem Namen „Alte Liebe“ ein Bier trinken.

Ursula Berlinghoff als Lore und Achim Hall als Harry hatten das Publikum rasch in ihren Bann geschlagen. Unter der Regie von Johann Hess verkörperten sie ein gemeinsam alt gewordenes, aber in manchen Bereichen durchaus jung gebliebenes Ehepaar. Ihre unterschiedlichen Charaktere, sie eine engagierte und leidenschaftliche Bibliothekarin, er ein pensionierter Architekt, der in der Sorge für seinen Garten seine Erfüllung findet, bergen reichlich Konfliktpotential. Schon beim Frühstück beginnt das gegenseitige Gestichel. Er ist genervt von ihrem übertriebenen kulturellen Engagement, sie ereifert sich über seine langweilige Selbstzufriedenheit. „Hast du schon jemals ein Buch gelesen?“

Hinter aller spürbaren Resignation nach 40 Jahren Ehe blitzt immer wieder ein Rest von Wärme und Zuneigung auf. Abwechselnd wenden sich die beiden Hauptpersonen in spannenden Selbstgesprächen an das Publikum, um danach ihre herrlich-komischen, teilweise bissigen Dialoge fortzusetzen. So werden unter anderem Harrys Seitensprünge zum Thema, die dieser verniedlicht, die Demenz von Lores Mutter oder der Selbstmord von Lores Bruder Theo.

Die anstehende dritte Hochzeit von ihrer in vielerlei Hinsicht gescheiterten Tochter Gloria mit einem steinreichen, älteren Industriellen wirft die Frage auf: Hingehen oder fernbleiben? Während Lore dazu neigt, den Konventionen Genüge zu tun, meint Harry: „Was soll ich mir anschauen, was für einen Mann sie sich dieses Mal von irgend einer Müllhalde geholt hat?“ Trotzdem wohnen beide der Hochzeit bei. Harry lässt bei seiner Hochzeitsrede Erinnerungen an die 68er Jahre wach werden und rechnet ironisch mit der bürgerlichen Gesellschaft ab. Damit überrascht er Lore und findet ihre Bewunderung. Es scheint, als ob die beiden doch ernsthaft interessiert sind, dem persönlichen Frust frei von gegenseitigen Schuldzuweisungen etwas entgegenzusetzen und an einer gemeinsamen Zukunft zu arbeiten. „Lass uns so werden, dass wir andere nicht beneiden“, meint Harry dazu. Die Beziehung der beiden fängt trotz einer gewissen Schwermut noch einmal Feuer. Lores unerwarteter Tod gibt Harry das letzte Wort. Sein ergreifender Nachruf ist dieses Mal frei von allen Hintergedanken.

Nach einem Moment der Stille bedankte sich das Publikum bei den beiden Akteuren mit herzlichem und anhaltendem Beifall. Lediglich die teilweise schlechte Sprachverständlichkeit vor allem von Achim Hall trübte das positive Gesamtbild etwas.

In ihrer Begrüßungsansprache hatte die Vorsitzende Elke Mäder darauf hingewiesen, dass der noch junge und und kleine Verein „Kultur vor Ort Pfalzgrafenweiler“ sich sowohl über neue Mitglieder als auch über gezielte Unterstützung bei der Vorbereitung einzelner Veranstaltungen freuen würde. Eine erste Gelegenheit dazu bietet sich bei dem Auftritt der Band „Wendrsonn“ im Oktober.

 

(Text: Heinz-Peter Altmann)



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